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La Lunigiana

WIe im Film

Ich halte an einer Stelle um einen Namen in meinem Terminkalender zu lesen. Ich mache ihn wieder zu und drehe den Zuendschluessel um, um weiterzufahren. Der Motor spring an, aber der Wagen bewegt sich kaum von der Stelle. Ich komme nicht vom Fleck, dann geht der Motor ganz aus. Ich gehe los in Richtung der einizgen sichtbaren Behausung, einer Bar/Pizzeria, um Hilfe zu holen. Eine Dame mittleren Alters, hilfsbereit und sehr um mich bemueht, schreibt mir die Telefonnummer eines Mechanikers in Fivizzano auf. Eine maennliche Stimme antwortet mir, das er nach dem Essen gekommen waere, um sich mein Auto anzusehen. Ihm knurrte allerdings der Magen, so dass er sich entschloss, genau da, wo ich war, eine Pizza zu essen. Er erklaeret mir lang und breit, warum er nach Chianti, in der Naehe von Siena, wo er wohnt, zurueckkehren muesste. Er nahm an, ich sei 200 km entfernt und mein Auto haette sich weissgott den schlechtmoeglichsten Punkt ausgesucht, um kaputtzugehen. Ich begnuegte mich mit dem Gedanken daran, dass zumindest mein Treffen mit dem Dozenten zur Verwirklichung einer bescheidenen Abhandlung ueber den Monolog und die Erinnerung gut abgelaufen sei, sogar die Autopanne habe ihr Gutes gehabt.
‚Benzinpumpe kaputt‘ lautete die Diagnose von Mario, gross, imposant, schnauzbaertig, mit aufrichtigem Laecheln. Mit Hilfe einer Schnur verband er mein Auto mit seinem und langsam und vorsichtig fuhren wir los. Sein junger Kollege steuerte meinen blauen Rover, waehrend ich neben Mario auf dem Beifahreresitz eines aelteren Auto sass, das auch als Pferdewagen haette durchgehen koennen.
Auf dem Weg zur Werkstatt in Fivizzano faengt er an, mir von Lunigiana zu erzaehlen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mich ja in Lunigiana befinde. Ich war erst seit kurzem aus Arbeitsgruenden in Fivizzano und hatte nicht weiter ueber die naehrer Umgebung nachgedacht. Er erzaehlte von unberuehrter Natur und einer reichen Geschichte. Winzige verlassene Doerfer, Emigrationsgeschichten. Man kann eine Sache nicht besser vermarkten, eine Sache als wenn man das,, worueber man redet, aus ganzem Herzen liebt.

Bei der Werkstatt angekommen bietete er an, mich zum Bahnhof in Aulla zu begleiten, von wo ich den Zug nach La Spezia und dann Florenz nehmen koennte. In den zwanzig Minuten auf dem Weg zum Bahnhof erzaehlt er mir von sich und seiner Familie, von den Toechtern, die zwischen La Spezia und Parma arbeiten, weil man in der Lunigiana nicht die besten Arbeitsstellen findet. Er erzaehlt von sich und davon, dass er langsam dem Rentenalter entgegengeht, sagt mit einer Reinheit und Aufrichtigkeit, wie man sie selten findet: ‚Ich wuerde alles genau so wieder machen, ich wuerde am liebsten mein Leben so noch einmal leben hier an diesem Fleck, wo es nichts gibt…aber fuer mich gab es hier alles…‘ Ich habe nicht im geringsten an seinen Worten gezweifelt.

Spaeter im Zug dachte ich noch einmal an Mario, an seine Zuwendung und seine spontane Hilfsbereitschaft, an einen reifen, uneingenommenene Menschen.
Ich sehe die Schilder von Santa Maria Novella. Es ist Nacht. Ich steige aus dem Zug aus und umarme meine Bekannte, die mich freundlicherweise abholt. Waehrend wir zum Auto gehen erzaehle ich ihr, was ich erlebt habe…

Anfang September 2006
Eine Woche spaeter kehre ich nach Lunigiana zurueck, um mein Auto abzuholen und eine kleine Runde zu drehen…
September 2009
Wir haben diverse Ruendchen gedreht und sind zu guter Letzt hier im Palazzo del Duca eingekehrt. Gluecklich mit dem, was wir entdecht haben und gespannt, was wir noch so entdecken werdem…fantastischerweise treagt die Schuld daran eine Binzinpumpe – oder sollte ich sagen, der Benzinpumpe zu Ehren…